Samstag, 1. März 2014

Zwischen bunten Blumen, durftenden Früchten und Innerem Frieden


Der kleine, verlebte Tempel, von dem ich immer schreibe, wird renoviert und hat zufällig in exakt dem gleichen Zeitraum das selbe Riesenfestival, das wir vor ein paar Wochen schon mit der Feuerzeremonie gefeiert haben (erinnert ihr euch?).
Mittlerweile habe ich auch den Namen herausgefunden: Thiruvalla.
Für mich bedeutet das jeden Tag nach der Schule mindestens 3 Stunden im Tempel und ich möchte euch jetzt einfach mal von den schönsten Momenten erzählen..
Irgendwann letzte Woche war ein spezielles Ritual, für das meine Gastschwester und ich eine Stunde lang Orangen, Äpfel, Mangos und viele andere Früchte von hier in kleine Stückchen geschnitten und mit einem braunen Gewürzpulver zu einer Masse gematscht haben. Das Schönste daran: unsere Messer waren so stumpf, dass beim "Schneiden" die Fruchtfleischfasern geplatzt sind und der Fruchtsaft nur so herausgetroffen ist. Zusammen mit dem braunen Pulver war das ein überirdisch fantastischer Duft, der den Rest des Tages an unseren Händen haften geblieben ist. So würzig, süß und lecker, dass man automatisch zu lächeln beginnt!
Genau deshalb helfe ich so gerne bei den Vorbereitungen mit. Gestern haben wir unzählige große, leuchtende Blüten in rot, lila, pink, rosa, gelb, weiß, grün und orange von ihren Stängeln abgezupft und zu dicken Blumenketten für die Götterfiguren gebunden. In diesem Geruch nach Natur und Blumenwiese zu arbeiten ist einfach unbeschreiblich. Mitten im Tempel stehen Tische, bedeckt mit bunten Haufen aus dicken Blütenköpfen, nebenher unterhalten sich die Männer und der Tag ist traumhaft schön. 


Während den Ritualen (natürlich immernoch an den Händen schnüffelnd) im Schneidersitz auf dem Boden zu sitzen, den Verwandten meiner Gastfamilie beim renovieren und werkeln zuzusehen und dabei die mir mittlerweile so vertrauten Sanskrit-Gebetsmantras zu hören, ist eines der schönsten Dinge an meinem Auslandsjahr! Es kommen und gehen Menschen, das alles in einer Atmosphäre von entspannter Betriebsamkeit und man übernimmt automatisch diese ruhige Grundhaltung, vollkommen egal, WIE heiß und schwül es ist...
Gestern Abend war das finale Ritual, was bedeutet, dass wir die ganze Nacht wach waren, alle 3 Stunden eine Stunde lang beten und dazwischen reden, lachen, philosophieren. Morgens um halb 3 in der Dunkelheit mit den alten Frauen in ihren leuchtenden Saris lange grüne Gemüsewürmer in kleine Stückchen zerrupfen und dabei ihrem überdrehten Gegiggel zuzuhören, lässt einen die Müdigkeit um einiges leichter ertragen. Ich war zuerst 32 Stunden lang wach und habe dann letzte Nacht 18 Stunden lang geschlafen, ihr könnt sicher verstehen, dass ich bisschen unkreativ bin im Moment...

Aber hiermit habe ich jetzt meine Pflicht getan und euch ein paar Fotos gezeigt (vor allem wegen Mama).
Ich geh jetzt mal frühstücken, euch wünsche ich einen schönen Samstag!
Edda

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