Sonntag, 9. Februar 2014

Gong Xi Fa Cai (also fast)

Gong Xi Fa Cai ist (3mal dürft ihr raten) chinesisch,  bedeutet im Prinzip "Fohes neues Jahr" – auch wenn es anders übersetzt wird – und wird benutzt, um sich ein frohes chinesisches Neujahr zu wünschen.

Chinese New Year war am letzten Wochenende und alle Austauschschüler wurden wieder in andere Gastfamilien gebracht, um es hautnah miterleben zu können. Wie ihr allerdings an dem Foto links schon sehen könnt, habe ich mich dazu entschieden, bei meiner Familie zu bleiben, um mit ihnen ein sehr wichtiges Festival zu feiern. Aber damit ihr das verstehen könnt muss ich von ganz vorne anfangen:

Mein Gastvater ist unter sehr ärmlichen Verhältnissen in einem kleinen Dorf aufgewachsen, ohne Strom und mit viel Hitze in einer Art Reservat für Inder in Malaysia. Weil seine Eltern gestorben sind, als er noch ein kleiner Junge war, ist ihm die Verbindung mit diesem Dorf umso wichtiger. Sein großer Bruder hat am Ende der einzigen Straße dort einen Tempel gebaut, der im Verhältnis zur Einwohnerzahl riesengroß und für die Lebensverhältnisse dort sehr prunkvoll ist.
Jeder Hindutempel feiert einmal im Jahr ein großes Festival, allerdings an unterschiedlichen Tagen.  Letzten Samstag war dieser Dorftempel dran. Und das Besondere ist, dass die Menschen in den Dörfern dieses Festival viel größer und eindrucksvoller feiern als in den Städten.
Wir sind also morgens hingefahren, haben in der brütenden Hitze gebetet und den Männern dabei zugesehen, wie sie in der prallen Sonne eine Grube ausgehoben haben .


Gebetet wurde aber nicht einfach so, der Priester (der auf dem Foto oben ohne Tshirt in der Mitte) hat mit seiner Tochter gesungen und getrommelt, während ältere Frauen um die 50 von einer Art Trance erfasst getanzt und geschrien haben. Der Höhepunkt war dann, als er auf Schwerter gestanden ist, Asche an die Anwesenden verteilt und anschließend Feuer aus dem Tempel in die Grube getragen hat. 

Um das Feuer aus dem Tempel wurden über einen Meter hoch Holzscheite aufgeschichtet, die mit unglaublicher Hitze gebrannt haben, während wir uns unterhalten und mit den Kindern gespielt haben. Weil es mehrere Stunden dauert, bis so ein Feuer heruntergebrannt ist und uns das Wasser in Strömen den Rücken herunter gelaufen ist, sind wir zu einem Wasserfall am Rand der nächsten Stadt gefahren, haben dort im zum Glück eiskalten Wasser abgekühlt und hinterher am Auto Nasi Lemak gegessen (ein traditionelles Gericht, bestehend aus Reis, Fisch und höllisch scharfer Soße). Anschließend sind wir zum Duschen zu Freunden der Familie gefahren, haben uns dort umgezogen und gerichtet, und versucht, uns davor zu drücken, mit meinen Gasteltern auf eine Wiese außerhalb des Dorfes fahren zu müssen. Das hat aber nicht funktioniert, deshalb durften wir dann zusehen, wie einem jungen Mann unter mitreisender Trommelmusik Limetten an den Rücken gehängt wurden.

Dem Limetten-Mann und einer von Rinder gezogenen Götterstatue hinterher sind wir dann von dieser Wiese aus zum Tempel gezogen, zusammen mit Frauen in gelben Punjabis, die Milchpotts auf dem Kopf getragen haben, die sie über die Götterfiguren im Tempel genießen wollten. Dabei war natürlich auch die obligatorische Trommlergruppe, mit den mittlerweile vertrauten Rhythmen und Gesängen.

Als wir im Tempel ankamen, mit müden Füßen und riesigem Durst, war es schon dunkel und man konnte das Feuerbecken glühen sehen. Nachdem die Scheite heruntergebrannt  sind, waren nur noch weißrot glühende Kohlen übrig, 10m lang, 1,5m breit und 50cm tief. Ich stand ganz dicht dran, gerade mal 3 Schritte entfernt, bei mindestens 50°C und konnte alles sehen: Nämlich wie Männer mit bloßen Füßen über die Kohlen gelaufen sind.



Ihr könnt euch mit Sicherheit vorstellen, dass das ein sehr intensives Erlebnis war, mit den Trommeln und der Hitze und den Schreien und dem ganzen Drum und Dran. Es war wunderschön und ich habe es keine Sekunde bereut, dafür mein Cinese New Year verpasst zu haben!


Ein bisschen chinesische Kultur hatten wir dann aber gestern noch, als ich in Taiping mit anderen AFSern bei der offiziellen Chinese New Year Feier war. 

Mit Tanzvorführungen, einem Auftritt einer Schwertkampfgruppe, einer Rede des Premierministers und Goldregen-Feuerwerk.

In diesem Sinn: Gong Xi Fa Cai, einen schönen Sonntag und eine gute Woche.
Alles Liebe,
Edda

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen