Sonntag, 12. Januar 2014

Mid Stay Camp - "Reife" Botschafter in Malaysia

Okay, zugegeben, dieser Stand sieht nicht halb so paradiesisch aus wie der auf Pulau Pankor an unserem ersten Camp vor gefühlten 20 Jahren. Am Mid Stay Camp von letztem Mittwoch bis Freitag gings aber auch nicht so sehr um Urlaub und Traumstrände, sondern viel mehr darum, die letzten 6 Monate zu besprechen, Probleme loszuwerden, Geschichten zu teilen und darüber nachzudenken, wie die nächsten Monate noch vollends aussehen sollen.

In 5 Sessions ging es zum Beispiel um die Situation in der Schule, was wir bisher erreicht haben und wie gut der Kontakt mit AFS funktioniert. Weit mehr hat es mir allerdings geholfen, mit den anderen AFSern zu reden! Wir haben vom Frühstück bis weit nach Mitternacht über alles mögliche diskutiert, uns gegenseitig von unserem Jahr erzählt, verglichen, gelacht und gemerkt, dass es uns allen auf die ein oder andere Art genau gleich ergeht. Das nimmt einem die Sorge, dass man der einzige ist, dem etwas seltsam vorkommt, oder der die Sprache noch nicht kann.

Außerdem hatten wir 3 Tage Zeit, alle angestaute Durchgeknalltheit rauszulassen, zu singen, rumzutrödeln, Maccarena zu tanzen und mal nicht die reifen (hust) Repräsentanten unserer Heimatländer zu sein.

Wir alle haben so viele interessante Geschichten zu erzählen, gute, schlechte, lustige, traurige, alltägliche und vollkommen absurde! Das hat mir unheimlich viel zu denken gegeben. Ich habe gemerkt,  dass ich wirklich 6 Monate gebraucht habe, um hier richtig anzukommen. Alles ist so schwer zu verstehen, wenn man europäisch erzogen wurde, es gibt so viele Dinge, bei denen man tief ins Grübeln kommt. Man kann wirklich pochende Kopfschmerzen bekommen, bei dem Versuch, etwas zu begreifen, was für einen vollkommen unbegreiflich erscheint.

Und das Witzige ist: Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr alle wiederum nicht begreifen könnt, wie sehr man durcheinander kommt mit den Werten hier und zuhause und wie sehr man dieses die Horizonte erweitern und Grenzen verschieben am eigenen Körper spürt.
Genau deshalb ist es so wunderbar, dass es AFSer gibt, die genauso durcheinander, chaotisch und seltsam sind wie ich!!!

Weil wir ein ziemlich hibbeliger Haufen waren, mussten uns die Volunteers irgendwann einmal nach draußen bringen. In einem klischeehaft überfüllten Anhänger sind wir im malaiischen Nieselregen durch die Straßen geschaukelt. Links ein Bach, rechts Palmen und Gestrüpp und zwischendrin ca. 35 überdreht kichernde Weltenbummler. Wir haben eine Minifabrik für einen landestypischen Keks "besichtigt" (wir haben uns vollgefressen) und danach in einer kleinen Hütte irgendwo in den Reisfeldern Mais gegessen und Saft getrunken.
Mitten in den Feldern standen ab und zu Betonblöcke ohne Fenster und als ich einen der Volunteers danach gefragt habe (der übrigens mit einem Bein auf dem Trittbrett stand und sich an meinem Sitz festgehalten hat, während er den anderen Fuß weit nach draußen gestreckt hat), meinte er darin nisten besondere Vögel aus deren Nestern die Chinesen eine Art Getreidebrei oder so machen. Ob das schmeckt, weiß ich nicht, aber wir haben eine Viertelstunde darüber diskutiert, wie man denn bitte auf die Idee kommt Vogelnester zu Muß zu verarbeiten und zu essen.

So aufgedreht wir auch waren, ich hatte doch ein bisschen Zeit, darüber nachzudenken, was ich mir am Anfang vor einem halben Jahr alles vorgenommen hatte, und was mir in den nächsten Monaten noch wichtig ist. Ich habe gemerkt, dass die Zeit schreiend vor einem wegrennt, wenn man sich keine Mühe gibt, das meiste rauszuholen.
Also, viel blablabla "von jetzt an mein Bestes geben" blablabla "die letzten Monate unvergesslich machen" eigentlich will ich nur sagen:

Die letzten 5 Monate sind da, ich bin auch da, es kann losgehn!

Hier noch unser offizielles Gruppenfoto


Und ähm...ja...AFS halt...


Alles Liebe,Edda

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