Freitag, 20. Dezember 2013

Bis zum Morgengrauen

Um 5 Uhr aufstehen, 
Punjabi Suit anziehen, 
sich die wunderschönen lila Augenringe mit kaltem Wasser wegwaschen,
ins Auto steigen und zum Tempel fahren.

Seit 16. Dezember machen wir das so, um dort dann noch im Dunkeln zu beten. Die Hindus glauben, das in diesem Monat jedes Gebet sofort von Lord Shiva erhört wird und dass er dann tut, was am Besten für sie ist. Und so werfen wir Blumen auf die Götterfiguren und werden mit geweihtem Wasser bespritzt, bis wir dann schließlich im Morgengrauen so gegen 7 Uhr ein bisschen Reis (Ponggal) oder Nüsse (Kachang) oder Ähnliches bekommen und dann im Schneidersitz auf dem Boden essen und dem Himmel beim hell werden zuschauen.
So merke ich eigentlich nur am Datum, dass Weihnachten und damit auch schon das Ende der ersten Hälfte in riesen Schritten näher kommt. Aus ein bisschen Sentimentalität heraus habe ich mal meine Fotos durchgeschaut und ein paar gefunden, die ich bisher noch nicht gezeigt habe:


Das hier sind Rambuttans, sind ein bisschen wie Litschies, nur dass sie eben Haare auf der Schale haben. Wir hatten in den letzten Tagen einen Zweig da und haben anstelle von Lebkuchen einfach diese seltsamen Früchte gegessen.



Apropos essen: Das sind meine zwei Lieblingsgerichte hier! Das obere ist Keseri, das ist eine indische Süßigkeit, die es eigentlich nur zu besonderen Anlässen (wie zum Beispiel heute morgen im Tempel) oder in einem bestimmten Restaurant in der Innenstadt gibt, das untere ist Roti Chennai, eine Art Pfannkuchen, superlecker und unkompliziert zu essen und eine tolle Alternative, wenn einem der Reis mal zum Hals heraushängt.


Das hier ist der erste (und leider bisher auch einzige) chinesische Tempel in dem ich war, mit den AFSern aus meinem Chapter am ersten Camp auf Pulau Pankor. Die Gebetsstätten gehen bis hoch auf den Hügel und von dort oben hat man einen fantastischen Blick aufs Meer. Entlang der Treppen, die nach oben führen, sind so süße Miniaturtürmchen und Mauern gebaut, die die chinesische Mauer darstellen sollen. Wir hatten viel Spaß dabei, die Details zu bestaunen, die richtig fiesen Stufen hochzukeuchen und uns so richtig schön als weiße Touristen begaffen zu lassen


Das hier ist mein Gastvater in Aktion. Die Männer, mit denen er spricht, nenne ich "Mama" (Onkel), es sind alles gute Freunde von meinem Gastvater und tauchen regelmäßig in meinem Alltag auf.
Mein Gastvater spricht sehr gerne, er erklärt immer, was er von Menschen erwartet, mit denen er zu tun hat, das macht es für mich unglaublich spannend, ihm zuzuschauen und zu raten, was er denn gerade wohl sagt. Mein Tamil wird zwar im Schneckentempo etwas besser, aber ich habe trotzdem riesigen Spaß dabei, die lebendige Sprechweise zu belauschen und kaum ein Wort zu verstehen.

Die Hindus glauben, dass Lord Shiva mit seiner Frau auf einem Berggipfel im Himalaya im Norden in der Kälte lebt. Und so haben sie es dann auch in irgendeinem Tempel dargestellt (Ich hab leider schon wieder vergessen, wo genau das war, auf jeden Fall haben wir uns dort wieder mal ein süßes Kind gestohlen).

An diesen Tempel erinnere ich mich aber noch gut, das war wunderschön. Wir sind dort mitten in der Nacht (also so um 21 Uhr) hingegangen, um an einem Ritual teilzunehmen, das im 12-Jahres-Rhythmus nachdem ein Tempel gebaut wurde, stattfindet.
Die meisten Figuren waren in einer Art Tropfsteinhöhle aufgebaut, die auf dem Bild sind Gurus, die irgendwann so sehr in ihrer Spiritualität aufgegangen sind, dass sie sich einfach in Luft aufgelöst haben. 
Es war einfach herrlich friedlich, still, kühl(!), an sich der perfekte Ort für Götter, die sich von den Albernheiten des Alltags nicht ablenken lassen wollen.

Tja, das waren ein paar Momente und Details, die mir bei den Bildern wieder eingefallen sind, irgendwie habe ich hier dann doch schon mehr erlebt, als mir im ersten Augenblick bewusst war.

Ich werde versuchen, heute mal ein winziges bisschen mehr Schlaf zu bekommen, als die letzten Nächte, Augenringe sind ja auch nicht das Wahre.

Jetzt aber wünsche ich euch erst einmal schöne Ferien und einen schönen Restadvent!


Alles Liebe,
Edda

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