Dienstag, 17. September 2013

2 Monate..alles anders

Eigentlich dachte ich, am Anfang wird man von einer geballten Ladung "Exotik" überschwemmt und gewöhnt sich dann Stück für Stück daran. Ist aber ganz anders.
Am Anfang ist mir alles so normal vorgekommen, klar habe ich verglichen und festgestellt und analysiert und so weiter, aber erst jetzt wird mir allmählich bewusst, WIE anders all das aus europäischer Sichtweise ist. Aber nicht auf einen Schlag, das fängt mit kleinen Dingen an, die mir unterwegs auffallen. Einzelne Sachen, die ich bemerke und wo ich mir erst hinterher denke "Warte..was?? Was bitte war das gerade?"

Ein Beispiel: Am Samstag sind wir (also meine Schwester, meine Gasteltern und ich) in ein Dorf im Kampung nahe bei Taiping gefahren, das Heimatdorf meines Appa (appa - tamil: Vater), zu einer Art Klassentreffen in seiner Grundschule. Kampung ist immer eine Erfahrung, das ist wirklich pures Village-Feeling. Ich habe mal aus dem Fenster gefilmt, damit ihr einen Eindruck von den Häusern bekommen könnt:
Das ist das gesamte Dorf, in dem mein Appa aufgewachsen ist, sein Haus steht aber heute leider nicht mehr. Ihr müsst aber wissen, dass diese Häuser NICHT die traditionellen Kampunghäuser sind, die haben nämlich noch mal etwas für sich. Häuser sind hier allgemein echt faszinierend, zu sehen, in was für Verhältnissen Menschen leben und wie wenig Platz bzw. Luxus man eigentlich braucht. Vor allem in diesem Klima sind zum Beispiel Fenster eigentlich unnötig und wenns reinregnet oder das Erdgeschoss überschwemmt wird, dann trocknet das auch wieder.
Das trifft allerdings nicht für meine Wohngegend zu, mein Gastvater ist ziemlich wohlhabend, aber auch puristisch, deshalb leben wir in einem Reihenhaus in einer ordentlichen, ruhigen, abgesicherten Siedlung, die in die Hügel gebaut ist und deshalb von irgendwelchen kühlen Winden profitiert oder so ähnlich.

Diese Hügel. Obwohl ich sie jetzt echt seit 2 Monaten jeden Tag vor der Nase habe, fällt mir jetzt erst auf, wie schön sie eigentlich sind.

Ich merke gerade, dass ich gar keine Worte habe, um das exakt zu beschreiben und auch das mit den Häusern habe ich jetzt auch eher schwammig ausgedrückt..Ich werde mich einfach in nächster Zeit mit der Kamera auf den Weg machen, vielleicht hat ja einer meiner Brüder Langeweile und Lust, mich ein bisschen auf dem Roller mitzunehmen, damit ich ein paar Fotos machen kann.

Aber ich kann euch noch erzählen, was ich gestern gemacht und erlebt habe: Mein Appa und meine Brüder sind Mitglieder in der Gemeinde eines winzigen, etwas mitgenommenen Tempels, für den sich keine Renovierung mehr lohnt, deshalb wollen sie einen neuen, größeren bauen. Deshalb sind wir von Haus zu Haus gegangen, um Geld zu sammeln. Mitten am Tag. Bei 150°C. In der prallen Sonne. Natürlich nicht in unserer mit kühlem Wind gesegneten Gegend war, sondern in Richtung Kampung, wo es immer 1000mal wärmer ist.
Das war echt eine Erfahrung, ich wusste nicht, dass allein pure Hitze das Gehirn so langsam und denken so anstrengend wie joggen machen kann. Aber irgendwie auch echt faszinierend, das mal zu erleben.
Als wir fertig waren, hat mein Gastvater zu mir gesagt: "Jetzt hast du Gutes gemacht, jetzt passt Gott auf deine Familie auf und macht sie glücklich."
Weil Familie hier ein Begriff ist, der sich nicht nur auf Verwandtschaft bezieht (einfach jeder gehört zur Familie, Freunde, Verwandte, Bekannte..) denkt daran, wenn einem von euch in der nächsten Zeit etwas gutes passiert, ICH WAR DAS!!:)

Und mein Gastvater hat noch etwas gesagt, was mir im Gedächtnis hängen geblieben ist, nämlich, als ich an einem Haus mit indischen Götterbildern über der Tür einen chinesischen Gebetsschrein entdeckt habe und ihn gefragt habe, ob das irgendeinen Grund hat, da hat er nur gesagt: "Das ist Malaysia!"
Und er hat recht damit.

Jetzt gibts noch ein paar Fotos von meinem Besuch in Taiping und ich versuch bis nächstes Mal, ein paar mehr zu machen.

Alles Liebe und passt auf euch auf,
Edda





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen