Dienstag, 10. September 2013

Der Alltag kommt!

Nach jetzt doch fast 8 Wochen lässt der Anfangshype endlich nach und ich komme langsam in einen gewissen Alltag rein. Und weil ich "gebeten" wurde, über Alltagsdinge zu schreiben, mach ich das gleich mal:

Heute hatten zum wir zum allerersten Mal deutsches Wetter: Nasskalter Regen. Grau-weißer Himmel. Den ganzen Tag. 
Während die Mädels in meiner Klasse vor Kälte geschlottert haben, hab ich mich einfach nur dumm und dämlich gefreut, weil es in meiner Schule im Vergleich zum Bietigheimer Bahnhof überhaupt nicht zieht und es deshalb einfach nur angenehm war, nicht von einer Welle Hitze/Feuchtigkeit überrollt zu werden, wenn mal wieder der Strom ausfällt.
Moment, das klingt jetzt doch ziemlich nach Hinterwäldlerland, das mit den Stromausfällen muss ich erklären. In der Schule (und nur da) haben wir wirklich relativ oft keinen Strom, meistens ein/zwei Mal am Tag für ca. zwei Minuten, aber das hat einen logischen Grund: In jedem Klassenzimmer hat es mindestens drei Venitlatoren und es ist eine ziemlich große Schule. Da kommt schon was zusammen, das überlastet das Stromnetz einfach, wenn alle gleichzeitig an sind.

Überhaupt ist Schule hier so anders, ich weiß nicht wie oft ich das in der letzten Zeit schon gesagt habe, aber es ist wirklich so! Der größte Unterschied ist schon mal das Gebäude: Meine Schule in Deutschland (das Lichtenstern) ist zwar wahnsinnig "stilvoll", "schlicht", "professionell" und "achitektonisch wertvoll", aber einfach nur langweilig im Vergleich zu SMK Seri Puteri. Jede Wand ist angemalt mit Sprüchen, Blumen, "Graffiti" (also natürlich auf schöne, ordentliche Mädchenart), der Putz ist nicht grauschwarz sondern gelb, orange, apricot, alles viel farbenfroher und lebendiger.
Die Klassenzimmer haben Fenster auf beiden Längsseiten, aber auch "Fenster" ist hier ein eher schwammiger Begriffe, die Dinger schließen nicht, also haben wir dauernd die Stadt und die Hügel vor der Nase, hören den Straßenlärm, die Glocken und Gesänge aus dem Tempel um die Ecke und den Regen. Ich finde das toll, so hat man das Gefühl, dass draußen etwas auf einen wartet und man nicht völlig in der Schule versauert.
Es ist hier für mich generell ganz okay in die Schule zu gehen, klar ist es hart, dass ich keine Sommerferien hatte, und wir haben 46 Stunden in der Woche und keine Pausen zwischen den Fächern, nur 25 Minuten zum essen einmal am Tag, aber das reicht wirklich, so gehen die Stunden viel schneller rum, weil man nicht immer rumsitzt und die Zeit totschlägt.
Heute war zudem eine Art Premiere für mich, weil ich es zum ersten Mal geschafft habe, Mittagsschlaf zu machen, normalerweise bin ich immer erst dann müder geworden, wenn der Rest meiner Familie schon wieder aufgewacht ist und etwas unternehmen wollte.

Als Unternehmungen unter der Woche sind jetzt aber eher Essen einkaufen, in den Tempel gehen oder das Haus ein bisschen saubermachen zu verstehen, wirklich Action ist nur, wenn irgendetwas Besonderes ansteht.

Wie zum Beispiel gestern und vorgestern (also am Sonntag) ein Hindu-Fest für den Gott Vinesha. Am Sonntag waren wir in einem kleinen, verlebten Tempel und haben von meinem Appa gehört, warum wir das eigentlich feiern und er hat auch noch einmal erklärt, wofür die Punkte auf der Stirn und der Schmuck den wir tragen da ist. Ich würde euch das wahnsinnig gerne alles weitergeben, es war nur leider auf Tamil und ich hab absolut nichts verstanden. Aber ich habe Fotos gemacht, ein bisschen als Ausgleicht dazu, dass ich meine Kamera nicht in die Schule mitnehmen darf und euch deshalb davon keine Bilder schicken kann:
Die Männer aus dem Tempel haben den Boden mit solchen Mustern bemalt,
ich hab nicht genau verstanden warum, aber es sah super aus!!
Und das links ist das Pulver, mit dem wir uns die Punkte auf die Stirn malen.

So schmücken die Hindus ihre Statuen und Bilder zu festlichen Anlässen, in großen Tempeln noch viel mehr.

Und das ist Vinesha, das glückliche Geburtstagskind, der Gott mit dem Elefantenkopf.
Gestern Abend wollten wir eigentlich in einen großen, wunderschönen Tempel, der diese Fest wohl auch sehr groß und schön feiert, aber das Wetter hat uns leider einen Strich durch die Rechnung gemacht, weil es so stark geregnet hat, dass es überall die Straßen aufgeschwemmt hat. Aber das war nicht schlimm, meine Gastschwester und ich haben uns immernoch so viel zu erzählen, wir haben die Zeit locker totgeschlagen.

Puh, das ist jetzt doch ein bisschen mehr geworden und hat länger gedauert, als ich dachte, ich hoff, ihr habt es trotzdem ein kleines bisschen genossen.
Wenn ihr irgendetwas bestimmtes wissen wollt, meldet euch einfach, ihr merkt vielleicht, das es mir etwas schwer fällt, über den Alltag hier zu schreiben, weil ich immer vergesse, dass ihr keinen Livestream von dem habt, was ich eigentlich so treibe.

Ich habe übrigens auch schon die ersten Briefe, Postkarten und sogar schon ein Päckchen bekommen, vielen, vielen Dank, ich hab mich riesig gefreut!! Dass ich nicht geantwortet habe, liegt einfach daran, dass ich keine Briefmarken habe, habt etwas Geduld mit mir, das kommt schon noch, keine Sorge.

Das wars jetzt aber, so langsam zählt die "ich-bin-Ausländer-und-sehr-beschäftigt"-Ausrede nicht mehr, Hausaufgaben muss ich trotzdem machen. Wie gesagt, meldet euch, schickt mir Fotos, Musik und dumme Fragen, ich versuche, möglichst clevere Antworten zu finden. Und denkt ab und zu mal an mich! :)

Alles Liebe,
Edda

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