Samstag, 21. September 2013

Samstag: Schafftag à la Malaysia

Guten Morgen meine Lieben,
ich weiß, dass ein paar von euch immernoch schlafen, andere beim Frühstück sitzen und der Rest..irgendetwas bestimmt weltbewegendes macht. Wollt ihr wissen was ich getan habe?
Okay, zugegeben, es hat jetzt nicht gerade den Hunger auf der Welt beendet, aber es kommt mir so vor, als hätte das Schicksal alles Seltsame und Exotische, was mir diese Woche hätte begegnen sollen, gesammelt und heute in einem riesen Haufen auf mich losgelassen! Ich bin aus dem Staunen (also innerlich, ich bin ja jetzt schon halb Eingeborene nach 2 Monaten) nicht mehr herausgekommen.

Ich habe glaube ich, in meinem letzten Post den kleinen Tempel erwähnt, der meiner Gastfamilie und inzwischen auch mir sehr am Herzen liegt. Heute Abend und morgen steigt da eine ganz außergewöhnliche Feier, meine Schwester hat sogar gesagt, dass sie so etwas noch gar nie gemacht hätten. Gut organisiert, wie wir nun einmal sind haben wir heute mit den Vorbereitungen angefangen. Um neun Uhr sind wir losgezogen, in Jogginghose und Schlabbershirt und haben mit den Kokosnüssen angefangen. Sie wurden zuerst mit einem "antibakteriellen" orangenen Pulverwasser übergossen und dann enthaart. Das ist ziemlich zeitaufwendig und einen so großen Unterschied kann man hinterher auch nicht sehen, aber es hat Spaß gemacht!
Dann gabs Frühstück, eine Art fluffigen, salzigen Pfannkuchen mit Curry
Tee mit Milch und Gewürzen
im Schneidersitz
auf dem Boden
im Tempel
mit indischer Musik in den Ohren
während Menschen um einen herum Pavillons aufstellen und sie mit gewebten Palmblätten verkleiden, eine Art Feuerstelle auf Backsteinen bauen, telefonieren, ankommen und wieder gehen und dazwischen vor sich hinwerkeln.

Meine Schwester und ich haben die Backsteine (also von der Feuerstelle) mit dem gleichen orangenen Pulver eingeschmiert wie davor die Kokosnüsse. Abgesehen davon, dass es mir wahnsinnigen Spaß gemacht hat, mich und diese Steine einzusauen, hatte das Ganze noch einen ziemlich lustigen Nebeneffekt:

Meine Hände sind jetzt gelb.

Das ist noch eine Steigerung zu dem weiß-rosa-rot-gefleckt von gestern (also weiß-rosa ist normal und wir hatten noch so einen Zusammenstoß mit ein paar Moskitos, die das gar nicht cool fanden, dass wir genau da, wo sie gerade unterwegs waren, unbedingt Mangos sammeln wollten, das hat dann die schönen großen roten Hubbel nach sich gezogen).

Aber wie auch immer: mit gelben Händen und müden Beinen haben wir dann auf dem Boden sitzend Girlanden aus Palmwedeln geflochten (Ich hab 5 Anläufe gebraucht, bis ich es hingekriegt habe, aber dann hats super geklappt..also meistens), als plötzlich ein Mann auf einem Moped eine Herde Ziegen auf die freie Fläche Gras-Erde-Müll-Sand-Steine hinter dem Tempel getrieben hat. Die sind dann fröhlich vor sich hin durch die Gegend gestiefelt, während wir (natürlich immer noch beschallt von den Hindu-Mantras) gefegt und dekoriert und Essen hin- und hergetragen haben und sie (die Ziegen) haben uns auch ab und zu böse angeschaut, wenn wir es gewagt haben einfach nur faul rumsitzen oder gar rumzublödeln.

Die Deutschen werden ja oft als extreme Putzteufel dargestellt und den samstäglichen Großputz gibts in manchen Familien ja tatsächlich, also: ich hab meine Pflicht getan, es ist halb 6 und ich kann endlich meine Füße ausruhen, bevor wir uns in Schale schmeißen und einen drauf machen gehen (Wie gesagt, heute Abend im Tempel gehts ab).

Ich habe heute den Wecklestag vermisst, den es bei uns zuhause immer gibt, aber Sojamilch ist ein kleiner Trost.

Ganz ganz liebe, müde Grüße,
Edda

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